Die Geschichte der Wehr
Am 12. Juli 1924 gründeten die im ländlichen Stadtteil Scholven ansässigen Bewohner die Freiwillige Feuerwehr Buer-Scholven. Ein Blick in die Chronik der Gründertage, - verfasst vom damaligen Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr (FF) und Lehrer an der Antoniusschule Fritz Wichelhaus -, zeigt uns, mit welcher Willenskraft und preußischem Ordnungswillen, aber auch westfälischer Gemütlichkeit die Scholvener Feuerwehrpioniere an ihre Aufgabe gingen:
Nach einigen Versammlungen fand die Gründungsversammlung am 12. Juli 1924 im Lokal des Wirtes Johann May statt. Herr Hermann Berkel eröffnete und leitete die Versammlung. Als Vorstandsmitglieder wurden gewählt: 1. Brandmeister Landwirt Heinrich Bellendorf, 2. Brandmeister Landwirt Heinrich Berkel, Schriftführer Lehrer Friedrich Wichelhaus, Kassenwart Holzhändler Josef Kuhlmann, Spritzenmeister und Gerätewart Fördermaschinist Johann Brinkmann, gleichzeitig als Führer der Spritzenmannschaft tätig, Führer der Wassermannschaft Landwirt Theodor Wienert, Führer der Steigermannschaft Maschinensteiger Hans Menger, Führer der Ordnungsmannschaft Diplom-Landwirt Heinrich Booke, Führer der Hornistenmannschaft Bergmann Wilhelm Rump. Bei der Gründung zählte die Wehr 35, doch wuchs sie noch im ersten Jahr auf 62 Mitglieder. Sie schloss sich als Löschzug IV der Freiwilligen Feuerwehr des Stadtverbandes Buer an.“
Im Jahre 1929 konnte dann das neue Feuerwehrgerätehaus an der Antoniusschule bezogen werden. Die Unterrichtsräume des Schultraktes dienen auch heute noch der FF für die Durchführung des theoretischen Unterrichts und für kleinere Feuerwehrfestlichkeiten wie z. B. Spanferkelessen, Polterabende von Feuerwehrkameraden usw.
Eine weitere Markierung in der Entwicklung der Scholvener Freiwilligen Feuerwehr war das Jahr 1934. Entsprechend dem neuen Gesetz über das Feuerlöschwesen fand die Auflösung der Wehr in der bisherigen Form, und die Gründung des Löschzuges im Rahmen der geforderten einheitlichen Wehr für den Ortspolizeibezirk Gelsenkirchen-Buer statt. Die Bezeichnung der FF Scholven lautet seitdem „Löschzug V“.
Die Mannschaftsstärke wurde auf 35 Aktive festgesetzt und die Kameraden, die das 60. Lebensjahr erreicht hatten, in die Altersabteilung überführt.
Für die vorbildliche Kameradschaft jener Tage spricht u. a. die Tatsache, dass der Vorstand in seiner Zusammensetzung trotz Ausscheidens einzelner Mitglieder und Neuwahl über 10 Jahre in seiner Zusammensetzung konstant blieb.
Mit welchen Schwierigkeiten man damals bei der Brandbekämpfung fertig werden musste, erzählt folgende kleine Überlieferung:
"Et war so üm 1910. Bi Kloesbuer brannt de Schür aw. Det Spritzenhüsken stänn damolls all an de Dörschestroate.
Tau de Branntbekämpfung kämen drei Bueren van nen Scholven no det Spritzenhüsken. So spannen de Pierde van den ant nöchste geliegenen Hof vor de Spritze un föhrn los.
Jetzt geht die Attlerie los!' riep den eenen van de Bueren de dat Fohrwerk fohr. De Spritze was en Wagen met'n Tank, an den sietwärts de taum löschen nödigen Holtemmers hängen un met ne Bank för der Besatzung.
Den Fahrer, de grade siene Tied bei de 'Kaiserliche Attlerie' awgedeihnt hade, jagt met dat Gefährt los un nahm op nix Rücksicht. Boald hade den eenen Bifahrer sien Piepken (Mützken) verlorn, denn de Stroate was damols noch nich asphaltiert un ziemlich holperig.
Et kam aber noch better: as dat Föhrwerk no de rasante Fahrt över de holperigen Wiege an de Brandstier ankam, wären bloß noch den Fahrer söwers, de Pierde un den Spritzenwagen do, De biden Bifahrer un alle Holtemmerkes wären unterwiegens van det Vehlkel gefallen.
Womit de nu wohl dat Füer gelöscht häwt? "
Über die Jahre nach 1934 liegen leider keine Geschäftsbücher vor, da diese durch Kriegseinwirkung zerstört wurden.
In den Jahren darauf lag die Zugführung in den Händen des Hauptbrandmeisters Wilhelm Bröß, der gleichzeitig Sprecher der Freiwilligen Feuerwehrzüge Gelsenkirchens war.
Als er 1973 nach Gladbeck umsiedeln musste und aus den Reihen der Aktiven Abschied nahm, übernahm Oberbrandmeister Franz Dreiskemper die Zugführung.
Die Tatsache, dass der Zug 5 zu diesem Zeitpunkt der letzte Zug im Stadtgebiet war, der wie eh und je durch Sirenen alarmiert wurde, sorgte für eine, gemessen an den anderen Freiwilligen Feuerwehrzügen unserer Stadt, enorm schnelle Einsatzbereitschaft.
In diesen Jahren zählten als Hauptursachen für die Alarmierung des Löschzuges 5, wie auch schon vor 60 Jahren, die Scheunenbrände bei den umgebenen Bauern. Für deren Bekämpfung wurden der Freiwilligen Feuerwehr Scholven spezielle Fähigkeiten nachgesagt.
Nicht in Vergessenheit geraten die Einsätze auf den umliegenden Gehöften Bellendorf, H. Schulte - Kellinghaus und Tewes, sowie in der näheren Umgebung bei Prüßner, Holscher und Haus Leithe in Resse. Auf dem Gehöft Lostermann in Scholven machte der Feuerteufel in den 60er Jahren viermal den Einsatz der FF Scholven notwendig.
Das Pflichtbewusstsein war bei diesen Aufgaben jedoch nicht beendet. So wurde der gute Kontakt zu den Scholvener Bürgern durch das beliebte Sommer- und Winterfest der FF gepflegt. Weiterhin wurde für die Kameraden das traditionelle Würstchenessen am Rosenmontag sowie die Nikolausfeier im Dezember in der Vereinsgaststätte Schulte-Kellinghaus (genannt Bußmann) an der Dorstener Straße veranstaltet.
Von den Mitgründern schied 1970 Franz Beckmann als letzter aus dem aktiven Dienst, und durch die Umsiedlung Oberscholvener Anwohner, bedingt durch die Erweiterungen der Veba-Chemie und des VKR-Kraftwerks, mußten viele ältere Kameraden ihren aktiven Dienst aufgeben. Sie bleiben jedoch weiterhin durch die Altersabteilung mit der Wehr verbunden.
Die Befürchtung, dass es hierdurch zum Verlust der Einsatzkraft der FF Scholven käme, war glücklicherweise unbegründet. Es zeigte sich, dass die Schlagkraft und Einsatzbereitschaft nicht an einzelne Personen gebunden ist, sondern durch den Idealismus, Einsatzwillen und die ungebrochen gute Kameradschaft der gesamten Gruppe garantiert wird. Die entstandenen Lücken konnten durch den kontinuierlichen Beitritt Oberscholvener und Scholvener Jugendlicher geschlossen werden.
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